Interaktive Live Online Trainings zu gestalten, ist für viele eine Herausforderung. Daher wollen wir uns das heute mal näher ansehen und dir einige Tipps und Tricks an die Hand geben, wie auch du spielerisch interaktive Live Online Trainings gestalten kannst.
Weshalb möchten wir interaktive Live Online Trainings?
Live Online Trainings sind klasse. Spätestens seit Corona werden sie vielfach eingesetzt und dennoch sind es nicht selten langweilige Frontalvorträge. Das muss nicht sein! Als Trainer:innen lieben wir die Interaktion mit den Teilnehmer:innen, die Aufmerksamkeit. Und Überraschung: Den Teilnehmer:innen geht es nicht anders. Wähle ich aktiv als Lernende:r die Möglichkeit eines Seminars, das online stattfindet und vor allem dann, wenn dafür Geld ausgegeben wird, dann will ich auch eine Outcome davon haben. Der Austausch mit der:m Trainer:in oder aber auch den anderen Teilnehmenden ist essenziell, aber auch – und das gerade für introvertiertere Teilnehmer:innen – die Möglichkeit der Interaktion ohne sich aktiv zu Wort zu melden. Wir lernen eben nicht nur durch Vortrag, sondern auch durch Austausch, Interaktion und durch Übung (in einem geschützten Umfeld, wie einem Seminarraum).
Kommunikation – die magischen (missinterpretierten) 7 %
Wir werden aus dem Artikel jetzt kein Kommunikationstraining machen, keine Sorge, aber einen Fakt sollten wir nicht vergessen, gerade im virtuellen Raum bekommt er nämlich besondere Bedeutung: Unsere Körpersprache und unsere nonverbale Kommunikation sowie die Interaktion mit den Teilnehmer:innen im Raum selbst fällt Großteils weg. Ein lang gehegter Mythos besagt sogar, dass lediglich 7 % von dem, was unser Gegenüber in einem Gespräch „konsumiert“, aus dem Inhalt dessen, was wir sagen, besteht. Laut diesem Mehrabian-Mythos fallen weitere 38 Prozent auf den Klang unserer Stimme und ganze 55 % auf unsere Körpersprache.
Mehrabian Mythos im digitalen Raum
Mittlerweile ist dieser Mythos vielfach widerlegt worden und es ist klar, der Inhalt unserer Botschaft ist und bleibt das wichtigste Element. Aber gerade in Seminaren und Workshops, bei denen die Interaktion lebt, ist die fehlende Möglichkeit der Körpersprache ein wichtiger Punkt. Es fallen die gewohnten Möglichkeiten weg, die wir durch neue technische Lösungen und Möglichkeiten ersetzen müssen. Die Kamera auszuschalten sollte daher zum Beispiel ein absolutes Tabuthema sein, denn hier verlieren wir ganz viel von unserer Botschaft. Auch wenn die Zahlen von Mehrabian widerlegt sind, ist das Abschalten der Webcam oder ein ständiges Wegblicken von der Kamera ein klares Statement für Desinteresse oder Nicht-Teilhabe. Das wollen wir durch die aktive Einbindung der Teilnehmer:innen verhindern.
Wie gehst du an die Sache ran?
Vermutlich standest du in der Corona-Zeit vor der Herausforderung, einmal schnell die Angebote deiner bestehenden Seminarkonzepte in den virtuellen Raum zu verlagern. Das war vollkommen in Ordnung und verständlich. Aber jetzt wird es Zeit, die Konzepte zu überdenken.
Du hast ein Seminarkonzept, das sich in Präsenz bereit bewährt hat und willst es in den virtuellen Raum übersetzen? Klasse. Dann fokussiere dich auf die Kerninhalte und Botschaften.
Klassische Elemente im Präsenzseminar funktionieren nicht immer online:
Bestimmt verwendest du im Präsenzseminar folgende oder ähnliche Elemente:
- Flipchart: sowohl um die Teilnehmer willkommen zu heißen, als auch für wichtige Eckpunkte wie die Agenda, einen Platz, um Themen zu parken etc. In der klassischen Zoom-Session ist dafür kein Platz, kein Platz der dauerhaft zur Verfügung steht. Das werden wir also optimieren müssen.
- Gruppen- oder Paarübungen: Toll, von dieser Interaktion leben Seminare. Diese sind nicht nur eine Abwechslung und Pause für die Trainer:innen, sondern auch besonders lehrreich, wenn gemeinsam Dinge erarbeitet werden und der Austausch forciert wird.
- Aufwärmrunden – Klassische Vorstellrunden können auf die Dauer anstrengend sein, vor allem bei vielen Teilnehmer:innen. Gern werden in Live Online Trainings mehr Teilnehmer:innen aufgenommen als in der Präsenzveranstaltung. Wenn die Teilnehmer:innen sich untereinander also nicht kennen, kann es gerade im virtuellen Raum viel Zeit kosten. Ein weiterer Nachteil ist, dass introvertierte Personen nur selten aus der Reserve gelockt werden und andere hingegen die Bühne genießen. Ein absoluter Zeitkiller, online.
- Pausen: In der Präsenz leben die Pausen von Austausch und Sozialkontakt. Im virtuellen Raum wird die Kamera ausgeschaltet und im Worst Case nicht wieder eingeschaltet.
Was sind also die Möglichkeiten, dein Live-Online Training interaktiv zu gestalten?
Mit neuen Tools und Methoden! Schauen wir uns zunächst einmal exemplarisch das Thema Tools an.
Jedes Tool, mit dem du dein Seminar abhältst, hat die unterschiedlichsten Möglichkeiten. Nehmen wir zum Beispiel Zoom, das sehr häufig eingesetzt wird.
Je nach Einstellung sieht man nur die sprechende Person oder alle Teilnehmer:innen der Videokonferenz. Die Möglichkeit zu einem Whiteboard ist gegeben, aber wird nur sehr selten genutzt und kann auch nur dann genutzt werden, wenn dieses aktiv durch die Seminarleitung freigeschaltet wird.
Kollaborative Whiteboards laden zur Interaktion im Live Online Training ein
Wir sind also sehr eingeschränkt in den Möglichkeiten. Das können wir durch sogenannte kollaborative Whiteboard Lösungen, beheben. In diese Kategorie fallen SaaS (Software as a Service) Tools wie Miro, Mural oder Lucidspark. Auch in Microsoft Teams sind bereits viele der Funktionen integriert.
Vorteile
Agenda und Themenparkplatz sind immer verfügbar
Inhalte können gemeinsam und interaktiv erarbeitet werden: Teilnehmer können schreiben, malen, Sticky Notes verteilen, voten etc.
Es gibt schon ganz viele Vorlagen, die du integrieren kannst.
Das vorbereitete Template kannst du auch für weitere Workshops verwenden und musst nicht jedes Mal neu starten.
Du kannst die Arbeitsergebnisse aus dem Workshop per Knopfdruck exportieren und es den Teilnehmern als Protokoll zur Verfügung stellen.
Nachteile
Ein bisschen Zeit solltest du jedenfalls der Einarbeitung schenken, viele ist selbsterklärend, aber ein Testlauf kann nicht schaden.
Umfragen & Feedback – live und online zum Trainingserfolg
Feedback und Interaktion – viel bekommst du im Präsenztraining live mit. Aber es wäre doch auch toll, wenn das online funktioniert? Und es funktioniert! Tools wie Slido, Mentimeter oder auch Slidelizard ermöglichen dir live Umfragen, die anonymisiert durchgeführt werden können. Letzteres ist sogar ein österreichisches Unternehmen. Bei allen drei Anbietern gibt es unterschiedliche Preispläne, die du nach deinen Anforderungen wählen kannst.
Hier einige Beispiele für den Einsatz in deinem Live Online Training:
- Abfrage der Einstellung und des Kenntnisstandes zu Beginn des Trainings oder auch bereits vorab einige Tage vor dem Training. So kannst du deine Inhalte bereits an deine Teilnehmer:innen anpassen und auf besondere Anforderungen eingehen.
- Interaktion im Training oder Webinar. Stell dir einmal vor, du kannst zwischendurch Meinungen oder Stimmungen zu einem Thema abholen. Klar, du kannst die Teilnehmer:innen die Hand heben lassen oder in den Chat schreiben, aber bei den Live Online Umfrage Tools werden die Ergebnisse auch gleich grafisch dargestellt.
- Bei vielen Anbietern gibt es dabei auch die Möglichkeit für Freitext Fragen, so kannst du Prioritäten sammeln und Erfahrungen können kundgetan werden. Gerade bei größeren Gruppen ist das ein Vorteil.
- Und natürlich das Feedback zu Inhalt und Durchführung deines Live Online Trainings. Langwieriges Verschicken von Fragebögen oder zeitintensive Feedbackrunden gehören damit der Vergangenheit an. Zudem sparst du dir Zeit, da die Auswertung automatisiert erfolgt.
Interaktive Live Online Trainings wirken nach
Je mehr du begeistern kannst, je praxisnäher du den Workshop gestaltest, desto mehr kannst du im Alltag deiner Teilnehmer:innen bewirken.
Wir haben hier noch einige Tipps zusammengestellt, um noch nachhaltiger in der Wirkung zu werden:
Versuche theoretische Inhalte vor- beziehungsweise nachzulagern. Besteht dein Training aus mehreren Einheiten? Dann baue ein Blended Learning Szenario auf. Du weißt nicht wie? Gerne unterstützen wir dich bei diesem Vorhaben!
Stelle dich individuell auf deine Teilnehmer:innen ein. Häufig wissen wir im Vorfeld wenig zur Gruppe. Bietest du dein Seminar für geschlossene Gruppen an oder individuell? Bei beiden Settings hast du die Möglichkeit, bereits im Zuge der Anmeldung oder kurz vor dem Live Online Training eine Umfrage zu verschicken, Fragen zu stellen oder Ähnliches. Nutze diese Gelegenheit des ersten wichtigen Kontaktpunktes.
Gerade bei mehrteiligen Live Online Training Angeboten, bietet sich an, auch zwischen den Einheiten mit den Teilnehmer:innen in Kontakt zu treten. Nütze die technischen Möglichkeiten wie Newsletter, Mailings oder auch Chatgruppen wie WhatsApp oder Signal. Wichtig dabei ist: Triggere nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig. Jeden Tag eine Nachricht wird zu viel sein. Aber die Teilnehmer:innen an etwaige Aufgaben zu erinnern, kann sie auch ermutigen Fragen zu stellen oder sich mit anderen Teilnehmer:innen auszutauschen (Letzteres vor allem mithilfe der Chat-Gruppen Funktionalität).
Nachhalten ist nachhaltig. Melde dich auch weiterhin bei den Teilnehmer:innen und bleibe in Kontakt. Erinnere sie nicht nur an das Live Online Training, sondern an dich, dein Unternehmen. Newsletter sind meist sehr allgemein, dafür einfach zu realisieren. Eine individuelle Nachbetreuung ist vor allem bei geschlossenen Trainingsgruppen besonders relevant.
Wenn du Themenparkplätze einsetzt oder auch Aufgaben / To-dos vereinbart wurden, sind diese Punkte besonders geeignet, um erneut auf die Teilnehmer:innen zuzugehen.
Fazit & Empfehlung
Wir alle wollen in Erinnerung bleiben. Ob nun Training oder Workshop, ob inhouse Training oder klassisches Live Online Angebot: Je interaktiver, praxisnahe und begeisternder das Training, desto mehr bleibt es uns in Erinnerung. Als Seminar- oder Trainingsanbieter willst du nicht um deiner selbst willen in Erinnerung bleiben. Du willst Veränderungen oder Anwendungen im Alltag deiner Teilnehmer:innen bewirken, aber du willst natürlich nicht nur ein Training verkaufen, sondern immer wieder welche. Je mehr dein Training bei den Teilnehmer:innen bewirkt, desto eher werden sie auch weitere Seminare und Trainings bei dir buchen. Deine Arbeit im Training ist also gleichzeitig ein wichtiger Bestandteil deiner Sales Pipeline und deine ganz persönliche Visitenkarte.
Wenn du gerade erst damit startest, dein Seminar- oder Live Online Trainingsangebot neu zu gestalten oder dich mit dem Thema interaktive Live Online Trainings auseinandersetzt, können wir gerne die Neukonzeption gemeinsam auf den Prüfstand stellen und gemeinsam daran tüfteln. Melde dich gerne, wenn du Fragen hast, dir Feedback einholen möchtest oder generell Unterstützung dabei haben willst.