Veränderung: Der Mensch im Fokus

Bei Veränderungsprojekten kann vieles schief gehen. Allen voran dann, wenn wir den Menschen nicht im Fokus haben. Was passiert, wenn wir den Menschen vergessen?
Du willst eine neue Software einführen. Das Tool ist fast fertig entwickelt. Das Rollout-Datum steht fest. Die Fachschulungen sind organisiert. Die Belegschaft über die Schulung und den Rolloutzeitpunkt informiert. Das Projektteam arbeitet fieberhaft auf das Datum hin. Die erste Schulung startet und dann… Dann müssen wir Feststellen, dass die Veränderung und nicht der Mensch im Fokus stand.

Es platzt die Bombe.

Der extern gebuchte Trainer steht verblüfft da. Die Augen zunächst groß, anschließend nur noch ganz klein. Die Tränen wegzwickend.  Das Stottern hat bald ein Ende. Die Schulungsteilnehmer:innen machen ihrem Ärger Luft. „Das haben wir die letzten 30 Jahre so gemacht und jetzt sollen wir das auf Papier und Digital machen.”  „Aber unsere Teams werden das nicht machen, also müssen wir das System irgendwie umgehen.” „Was sich die da oben schon wieder überlegt haben” „Toll, jetzt haben sie endlich die endlose Kontrolle über uns.”

Was ist denn da los? Irgendetwas ist da wohl schiefgelaufen.

Der externe Trainer wird abgemahnt: „Er habe seinen Job nicht gut gemacht.” Das müsse sich bei den weiteren Schulungen dringend ändern. Wie bitte? Der Trainer hat seine Fachschulung korrekt gehalten, soweit es eben genau darum ging: um den Fachinhalt. 70% der Schulungszeit versuchte er jedoch die Schulungsteilnehmer:innen zu beruhigen, ihnen Vertrauen zu schenken und ihre Ängste zu mildern. Und Warum? Was vergessen wurde von dem Projektteam ist klar: der Mensch. Die Software-Einführung bedeutet für die Belegschaft nämlich genau eins: Eine von oben angeordnete Veränderung, die ihren kompletten Arbeitsalltag auf den Kopf stellt.  Von den einen herbeigesehnt, wird es von den anderen boykottiert. In diesem Projekt hat man eins vergessen: Auch eine Software-Einführung ist ein essenzieller Change. Ein Change in der Arbeitskultur, in der Unternehmenskultur und im Miteinander. Die Belegschaft wurde eben nur informiert. Vergessen wurden die Befürchtungen, Bedenken und Ängste auszuräumen. Fragen wurden nicht beantwortet, nein schlimmer noch, sie wurde nicht mal gehört. Nach der zweiten und dritten Wiederholung hatte der Trainer sich eingespielt. Konnte auch ohne Briefing fast alle Bedenken und Befürchtungen der Teilnehmer:innen ausräumen. Es wurde Mundpropaganda, die sich nur zögerlich in Gang setzte. Der Rollout wurde kein Erfolg. Noch monatelang wurden weiterhin Papierformulare ausgefüllt und am Ende des Monats in mühevoller Kleinarbeit in das System übertragen. Jede Möglichkeit, das System zu umgehen, verbreitete sich in der Belegschaft wie ein Lauffeuer.

Wie hätten wir bei einer so großen Veränderung den Menschen mehr in den Fokus nehmen können?

Das Projektteam hätte sich als Change Team verstehen sollen. „Durchs Reden kommen die Leut zsam” – ein Sprichwort, dass wir schon mal in einem Blogbeitrag hatten. Statt im Büro zu sitzen, hätten die Teammitglieder in die Belegschaft reinhören müssen, um Bedenken zu nehmen. Sie hätten „Friendly First Customer”, „Influencer” oder „Change Agents” – egal wie wir sie nennen möchten – finden müssen, um eine positive Verstärkung in der Belegschaft zu erreichen. 

Change Agents stellen bei Veränderungen den Menschen in den Fokus

Nennen wir Sie Change Agents. Wären Change Agents involviert gewesen und hätten sie immer alle Informationen gehabt, wäre dies zum Vorteil für das Projekt und das Projektteam gewesen. Change Agents sind gut vernetzt im Unternehmen und eine angesehene Ansprechperson für Mitarbeiter:innen. Zu Ihnen geht man, wenn man sich unsicher fühlt oder Kummer hat. Sie haben ein offenes Ohr. Dadurch, dass sie gut informiert sind, können sie weiterhelfen und wo sie selbst nicht weiterwissen, wissen sie, wo sie nachfragen können, um an die Infos zu kommen. Es ist eben der Mensch, der den Unterschied machen kann. Von Mensch zu Mensch können wir fokussierter kommunizieren, als mit einer e-Mail oder einer Information am Schwarzen Brett. Diese Change Agents stellen den Menschen in den Fokus.  Es war ein großes Unternehmen, sehr dezentral organisiert. Ja, es hätte eine Menge Change-Agents gebraucht. Aber mit dem richtigen Aufbau der Struktur hätte man die Produktivität steigern statt mindern können. Man hätte mehr Mitarbeiter:innen den Umstieg erleichtern und Befürworter:innen fördern können. Mit mehr Bewusstsein darüber, welche Veränderung tatsächlich stattfindet und welche Auswirkungen dies auf den Menschen, die Zielgruppe, hat. Mit Change Agents wäre der Mensch nicht aus dem Fokus geraten und die Projektziele mit weniger Widerstand und weniger Aufwand erreicht worden.

Bei Veränderungsprojekten kann viel schieflaufen. Insbesondere dann, wenn wir Betroffene nicht zu Beteiligten machen.

Erst dann könnt ihr mit der Veränderung wirklich beginnen.

Bausteine die aufeinander gestapelt werden

Gleich mit Training durchstarten: